„LGBT-Aufklärung“: ein Rückfall hinter die Aufklärung
Die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie fördert die Handreichung für „inklusives pädagogisches Handeln im Umgang mit Geschlechtervielfalt und Familienvielfalt“ in der frühkindlichen Bildung. In der 140seitigen Broschüre unter dem Titel „Murat spielt Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben – Sexuelle und Geschlechtliche Vielfalt als Themen frühkindlicher Inklusionspädagogik“ wird nahegelegt, Kindern, bereits im Kindergarten, „Bücher und Spiele mit vielfältigen lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Hauptfiguren und Inhalten“ anzubieten. Darin soll „die geschlechtliche und sexuelle Vielfalt auf positive Art“ dargestellt werden.
Unter dem Vorwand von „Vielfalt“ und natürlich auch „Toleranz“ werden Kinder mit Problemen von Erwachsenen konfrontiert. Dies wird uns als Fortschritt verkauft. Doch handelt es sich tatsächlich um einen Fortschritt?
Kindheit als eine eigenständige Entwicklungsphase des Menschen gibt es erst seit dem Ende des 18. Jahrhunderts, also seit der Zeit der Französischen Aufklärung. Jean-Jacques Rousseau, einer der bedeutendsten Denker der Aufklärung, betrachtet die Kindheit als eine eigenständige Entwicklungsphase und nicht als bloße Vorstufe des Erwachsenseins. Für die Behandlung von Kindern sollten nach Rousseau andere Regeln als für die Behandlung von Erwachsenen gelten. Daraus folgt u.a., dass Rechte für Kinder eingefordert werden können (siehe J.-J. Rousseau, Emile oder von der Erziehung, 1762).
In der Aufklärung entstand die Idee, dass Kinder vor den Problemen der Erwachsenen geschützt werden sollten. Zu diesem Zweck wurden im Gefolge der Aufklärung Räume, besser: Schutzräume, für Kinder erschaffen, wie Kindergärten, Kinderspielplätze usw. Früher, also vor der Aufklärung, gab es keine Kindheit als eine eigenständige Entwicklungsphase des Menschen; Kinder wurden wie Erwachsene behandelt, ihnen wurden Attribute der Erwachsenen zugeschrieben.
Der Zweck der „Erschaffung der Kindheit“ ist – wie ich bereits erwähnte – der Schutz von Kindern vor den Problemen der Erwachsenen. Die „Erschaffung der Kindheit“ stellt einen zivilisatorischen Fortschritt dar. Hingegen kann der LGBT-Unterricht, mit dem Kinder mit Problemen von Erwachsenen konfrontiert und belastet werden, als ein Rückschritt, ein Rückfall hinter die Aufklärung betrachtet werden.
Ohnehin stellen viele Ideen und Projekte der „Progressiven“, also der Rotgrünen, keinen Fortschritt, sondern einen Rückschritt dar. Das betrifft nicht nur ihre Wissenschaftsfeindlichkeit, Technikfeindlichkeit, ihre Feindlichkeit gegenüber neuen Technologien, z.B. der Gentechnologie, sondern auch gesellschaftspolitische Projekte wie z.B. das Gender-Mainstreaming (in Deutschland auch als Gelichstellungspolitik bezeichnet). Dieses Projekt ist ein Rückfall hinter die Aufklärung, denn es betrachtet die Menschen nicht als Individuen (Einzelpersonen) im Sinne der Aufklärung, sondern als Repräsentanten von Gruppen/Kollektiven, und das trotz der Tatsache, dass Deutschland so negative Erfahrungen mit kollektivistischen Ideologien hat.
Auch die #Metoo-Bewegung ist ein Rückfall hinter die durch unsere Zivilisation erreichten Errungenschaften, genauer: ein Rückfall hinter das Römische Recht. Ein Grundsatz des Römischen Rechts besagt: Wenn jemand eine andere Person wegen etwas beschuldigt, muss er die Schuld dieser Person nachweisen. Folgt man der #Metoo-Bewegung, so reicht schon eine Beschuldigung aus, um eine Person an den Pranger zu stellen, ihn öffentlich zu brandmarken und gegebenenfalls beruflich zu zerstören, kurz: ihn schuldig zu sprechen (zu erwähnen ist hier auch noch das Gesetz, wonach bei Sexualdelikten nicht der Beschuldiger die Schuld des Beschuldigten, sondern der Beschuldigte seine Unschuld nachweisen muss).
So entpuppen sich die Rotgrünen bei genauerem Hinsehen nicht als die Fortschrittlichen, die Progressiven. Ihr modernistischer Wahn, die Welt immer wieder neu zu entdecken, wobei das angeblich Neue immer besser sein muss als das Alte, ist einfach zu durchschauen. Ihre Projekte stellen in der Regel einen zivilisatorischen Rückschritt dar. Und das muss man ihnen ständig vor Augen führen.
Literatur: Alexander Ulfig, Wege aus der Beliebigkeit. Alternativen zu Nihilismus, Postmoderne und Gender-Mainstreaming, Baden-Baden 2016.
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